09.12.23 - 18.02.2024
"Retrospektive"
Egon Wuttke
Vernissage 09.12.23, 11 Uhr
Malerei / Zeichnungen
Expressiv, abstrahierend, farbintensiv - das Kunsthaus Einbeck zeigt in einer Retrospektive Bilder des Einbecker Malers Egon Wuttke. Der 2022 verstorbene ehemalige Direktor des Einbeck Amtsgerichts übte seine Leidenschaft zur Malerei hauptsächlich im Privaten aus. Er begann bereits in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts sich intensiv mit der Kunst auseinanderzusetzen. Dass Egon Wuttke neben seinem herausfordernden Arbeitsleben noch malte und zeichnete, wusste wohl kaum ein Zeitgenosse, da dies überwiegend im Privaten geschah. Nur ein einziges Mal im Jahr 2009 stellte Egon Wuttke seine Arbeiten in einer Ausstellung in der Sparkasse Einbeck aus und erntete viele positive Resonanzen.
Seine, inzwischen auch bereits verstorbene Frau Christa, wollte das Oeuvres ihres Mannes bewahren und übergab es dem Verein Kunsthaus Einbeck zu treuen Händen. Nach gründlicher Sichtung der Bilder, zeigt das Kunsthaus ausgewählter Werke des Künstlers in einer ersten retrospektiven Schau.
Den Besucher erwarten u.a. Arbeiten der frühen 50-er bis 60-er Jahre. Egon Wuttke studierte damals in Kiel, fand dort Anschluss an die örtlichen Künstlerkreise und ließ sich von ihnen inspirieren. Es war die Zeit zwischen dem Mangel an allem, Ruinen, Nierentisch, Toast Hawaii und Petticoats. Eine Zeit auch großer gesellschaftlicher Verwerfungen, der Deutschen Teilung, des NATO-Beitritts, des Beginns der sozialen Marktwirtschaft und des Wirtschaftswunders. Ein Traditionelles Familien- und Rollenbild prägte die noch junge Bundesrepublik und der Weg zur Gleichstellung von Mann und Frau war noch weit. Stattdessen herrschten noch verklemmte Moralvorstellungen in den Köpfen der Menschen.
In der Malerei Egon Wuttkes begegnet uns eine abstrakt-expressive Ölmalerei mit meist vertikalen, reliefartigen Malspuren aus Furchen und Erhebungen in denen die Farbe ein Eigenleben führt. Aus vielfachen Übermalungen scheint das Bild plötzlich zusammengefügt und tritt aus dem Ungewissen hervor. Der Betrachter assoziiert vielleicht Architektonisches, Kathedralen, Großstadtimpressionen, Wasserspiegelungen, dunkles Dickicht, fallende Himmel und Sonnenaufgänge; doch das menschliche Erinnerungsvermögen ist trügerisch und so bleibt zwar ein sehr lebhafter Eindruck, aber einzelne Formen entziehen sich oft einer genauen Bestimmung und es bleibt die Mehrdeutigkeit. Aus den Arbeiten blitzt auch immer wieder durch, dass Wuttke Lyonel Feininger sehr verehrt hat.
Auch in seinen Gouache- und Aquarellarbeiten zeigt der Künstler ein breites Spektrum an Gestaltungsmöglichkeiten: Wir sehen geometrische Flächen in transparenten, fast monochromen, fein differenzierten Prozessverläufen, welche an die Werke des deutsch-amerikanischer Malers Lyonel Feiningers erinnern, den Wuttke persönlich sehr verehrte.
Die Farbigkeit ist hier verhaltener und nicht so lebhaft wie in den Ölbildern. In der Komposition dominieren hier Richtungsgegensatz und Bewegung als Formenkategorie. So wird z.B. ein Porträt in einzelne, stark voneinander abgesetzte Teilflächen zerlegt, und ergibt doch ein Ganzes.